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Leg doch endlich los!

Versagt, schon wieder. Ich rapple mich auf, versuche nicht zu weinen, kneife mir meine Augen zu, um die Tränen zu unterdrücken. Mensch! Wieso schaffe ich es einfach nicht? Ich fühle mich hilflos und dumm, wie eine echter Loserin. Nächstes Mal mach ich's besser.

Ein Versprechen an mich selbst. Bei der nächsten Konfrontation habe ich dieses doch schon längst vergessen. Wieso verdammt prokrastiniere ich alles bis in die letzte Minute? Wieso kann ich mich nicht einfach an mein eigenes Wort halten? Ich unterdrücke meine Pflichten in der Hoffnung, sie würden sich in Luft auflösen. Dabei liege ich sowas von falsch und bin es mir jede Sekunde bewusst. Ich möchte erfolgreich sein und brillieren in meinen Arbeiten. Sei es auch nur, einen Mathetest zu schreiben und früh genug mit dem Lernen zu beginnen, sodass ich beim Aushändigen der Note nicht auf meinem Stuhl vor mich hin zittern muss. Oder sei es, meinen Vortrag ein zweites Mal durchzugehen, sodass der Text sitzt und ich frei sprechen kann. Sei es, meine Sätze im Theaterstück wirklich gut auswendig zu lernen, sodass ich am Auftritt nicht stottere und blöd dastehe- obwohl, da muss ich ehrlich sein, mir das zum Glück noch nie in diesem Ausmass passiert ist.

Trotzdem stellt sich mir immer wieder die Frage, ob ich schlicht und einfach zu faul bin? Der Gedanke "ich hätte es eigentlich besser machen können", schleicht sich mir jedes mal ins Gewissen und löst ein unwohles Gefühl in mir aus. Ein Gefühl der Unzufriedenheit und der Unsicherheit. Danach bin ich wütend auf mich selbst, und enttäuscht. Ich bin ehrgeizig und ich möchte mir und anderen zeigen, was in mir steckt! Doch letzten Endes verkacke ich es trotzdem. Dieses ständige Aufschieben demütigt mich und meinen Selbstwert noch dazu. Ich will nicht mittelmässig abliefern, sondern gut sein, sehr gut sogar. Die Bewunderung anderer ist erfüllend, jedoch ist sie nichts im Vergleich auf den Stolz, den ich von mir selbst zu spüren bekomme. Es lohnt sich zu schuften, denn nur so entstehen Erfolge, auf die ich diesen Stolz wahrhaftig verspüren kann, ohne dass die Schuld im Ecken kauert. Im Augenblick kann es unglaublich schwer sein von der Gemütlichkeit wegzubrechen und ans Arbeiten zu denken. Doch der Erfolg und dieser Stolz ist mehr als die momentane Unterhaltung und Entspannung.

Nur noch eines möchte ich noch sagen: Erfolg darf nicht alles sein. Auch wenn scheitern unangenehm ist und erniedrigend, ist es okay, zu versagen. Ich muss mich immer wieder daran erinnern, dass ich faul sein darf. Dass es okay ist, wenn ich keine Energie mehr habe und einfach nichts tun möchte. Wir leben in einer Hochleistungsgesellschaft, in der Arbeit als Priorität Nummer eins angesehen wird. Folge dieses enormen Leistungsdrucks kann mentaler Stress sein und es kann zu Zusammenbrüchen oder einem Burnout kommen.

Ich habe auch schon oft meine Grenzen erreicht und musste einfach nur abschalten. Sich dann krankzuschreiben, ist gar nicht so leicht. Mentale Gesundheit wird nicht gleich gewichtet wie körperliche und ich finde, dass sich das unbedingt ändern muss. Psychischer Stress ist genauso schlimm wie eine Magen-Darm Grippe oder ein gebrochenes Bein und muss behandelt werden. Bei einem gebrochenen Bein ist es leicht erkennbar, dass mensch arbeitsuntauglich ist. Röntgenstrahlung hilft bei Knochenbruch, bei mentalem Leiden bringt es jedoch kein bisschen. Dann sind es nur die eigenen Worte, die zählen und diese sollten ernstgenommen werden.

Meiner Meinung nach, sollten wir alle offener mit dieser Problematik umgehen und mehr Licht auf Leistungsdruck und psychischen Stress legen, denn nur so kann ein Burnout oder ein Nervenzusammenbruch verhindert werden.

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